Geschichten von der Pflegestelle: Leserbrief von Kara, 16 Jahre alt

Kara
Kara, 16 Jahre alt, hat uns einen Leserbrief geschrieben … ähm … schreiben lassen …

Liebe Rosina,

schon länger verfolge ich Deinen Newsletter mit großem Interesse. Fast hätte ich das vor Kurzem jedoch nicht mehr gekonnt. Doch der Reihe nach:

Mein Name ist Kara und ich bin 16 Jahre alt. Eine sehr, sehr lange Zeit hatte ich ein Zuhause als Wohnungskatze. Dort war ich zufrieden. Doch vor einigen Wochen war auf einmal alles anders. Ich erinnere mich nicht mehr genau, wie es passiert ist, aber irgendwie war der Balkon im Spiel und plötzlich fand ich mich DRAUSSEN wieder. Ich hatte große Angst, denn noch nie zuvor hatte ich meine Wohnung verlassen. Verzweifelt suchte ich mein Zuhause, doch vergebens. Meine Umgebung war mir fremd und meine Menschen waren nirgends zu finden. Verwirrt irrte ich durch die mir fremde Welt. Da ich taub bin, konnte ich mich auch nicht an bekannten Geräuschen orientieren. Erst nach einiger Zeit merkte ich, dass meine Pfötchen schmerzten. Ich hatte sie mir schwer verletzt bei meinem plötzlichen Sturz in die Außenwelt.

Es wurde Nacht, es wurde Tag und noch immer war ich ganz allein in dieser gefährlichen Welt. So sehr ich meine Pfoten auch putzte, die offenen Wunden wollten nicht heilen und die Schmerzen wurden immer schlimmer. Außerdem hatte ich grossen Hunger, aber niemand brachte mir mein Näpfchen. Ich suchte nach etwas Essbarem, aber ich war nicht sehr erfolgreich und fand nur vereinzelt ein paar Reste und etwas Regenwasser. Die Tage und Nächte zogen vorbei und ich wurde immer schwächer. Meine Wunden brannten und ich konnte sehen, dass sich etwas in ihnen bewegte. Aber ich war nicht mehr in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen. Mittlerweile hatte ich resigniert. Keiner liebte mich und keiner wollte mich. So rutschte ich auf dem Bauch – laufen konnte ich längst nicht mehr – unter einen Strauch. Dort dämmerte ich vor mich hin und träumte bereits von der Regenbogenbrücke.

Ich wäre ja lieber nur zum Vergnügen Auto gefahren, aber es kommt, wie es kommt ...
Ich wäre ja lieber nur zum Vergnügen Auto gefahren, aber es kommt, wie es kommt …

Ich weiss nicht wie lange ich dort lag, doch plötzlich strich eine Hand über mein Fell. Mühsam öffnete ich die Augen. Zwei Menschen beugten sich über mich und waren sehr aufgeregt. Sie hoben mich vorsichtig hoch und trugen mich weg. Und plötzlich war ich wieder zu Hause! Aber keiner freute sich, dass ich wieder da war. Ich glaube, da waren viele Menschen und sie schienen zu streiten. Müde fielen mir wieder die Augen zu.

Als nächstes weiss ich nur, dass mich jemand von SAMT ganz sanft in ein Körbchen legte und mit mir Auto fuhr. Dann war da eine fremde Frau, die meine Pfötchen verarztete. Sie sah sehr besorgt aus und piekste mich mehrmals mit einer Nadel. Sie gab mir vorsichtig eine leckere Paste. Wieder redeten viele Menschen, anscheinend über mich, aber ich konnte sie ja nicht hören! Dann musste ich wieder Auto fahren, aber das war mir egal, da meine armen Füsschen auf einmal nicht mehr so wehtaten. Als die Fahrt zu Ende war ging es in ein ganz fremdes Haus. Dort wohnte eine nette Dame, die liebevoll tagelang meine Pfötchen versorgte und mich fütterte. Das war alles sehr verwirrend. Nach ein paar Tagen sah ich die Frau wieder, die mich gepiekst hatte. Diesmal wirkte sie deutlich entspannter. Danach wurde schon wieder Auto gefahren, aber in meinem Alter trägt man das mit Fassung.

Und dann habe ich mich erstmal in aller Ruhe umgesehen ...
Und dann habe ich mich erstmal in aller Ruhe im neuen Haus umgesehen …

Am Ende der Fahrt war diesmal ein anderes Haus als das, in welchem ich die letzen Tage gewesen war. Und dort waren auch andere Menschen, die mich in ein Zimmer trugen. Sie zeigten mir alles und setzten mich erstmal vor mein Näpfchen. Gute Idee, denn manchmal vergesse ich einfach zu fressen, wenn ich irgendwo gemütlich liege. Ich bin halt nicht mehr die Jüngste. Mein neues Zimmer habe ich im Laufe der nächsten Tage gründlich erkundet und es war sehr zu meiner Zufriedenheit. Viele Kuschelplätze und ein grosses Fenster zum Beobachten der Welt. Gucken ist okay, Hauptsache ich muss da nie wieder raus! Mein Fresschen schmeckt mir auch hervorragend, auch wenn ich es immer noch manchmal vergesse. Zum Kuscheln darf ich nachts sogar ins Bett.

Nach etwa einer Woche wurde mir aber doch ein bißchen langweilig in meinem Zimmer, auch wenn die Menschen sehr oft zu mir kamen und mich knuddelten. Das haben sie auch irgendwann verstanden und die Tür aufgemacht. Wahnsinn! Noch mehr neue Zimmer. Ich habe sie alle ganz vorsichtig erkundet und dabei auch drei andere Katzen entdeckt. Ich glaube, die sind Weicheier, sie gruseln sich vor mir. Aber ein bißchen näseln geht mittlerweile. Da ist alles sehr spannend hier!

Jaaah! Nette Gesellschaft, was will ich mehr ...
Jaaah! Nette Gesellschaft, was will ich mehr …
Eine weiche Kuscheldecke und Katzengesellschaft, hier lässt es sich aushalten!
Eine weiche Kuscheldecke und Katzengesellschaft, hier lässt es sich aushalten!

Heute Morgen waren meine neuen Dosenöffner ganz aufgeregt und tuschelten miteinander. Dann nahmen sie mich auf den Arm und guckten ganz lieb. Ich habe erstmal freundlich zurückgeguckt. Sie haben mir ein Stück Papier gezeigt, darauf stand, dass ich jetzt für immer bei ihnen bleiben darf.

Ich bin so glücklich!

Hier bin ich Katze, hier darf ichs sein.
Hier bin ich Katze, hier darf ichs sein.

Ich hoffe alle Katzen, die wie ich in Not geraten, haben das Glück Menschen zu finden, die ihnen noch eine Chance geben.

Ich verbleibe mit einem fröhlichen MIAU

Deine Kara

Ein Kommentar


  1. Liebe Samtpfoten,

    das war eine wunderschön erzählte Geschichte mit glücklichem Ausgang.

    Ich freue mich für Kara!

    Danke Euch allen!

    Ingrid

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