Geschichten von der Pflegestelle: Ein neues Leben für Flitzer

Als Flitzer auf die Pflegestelle kam, war er ein scheues, halb verhungertes kleines Kerlchen. In seinem alten Zuhause war das Katerchen nur einer in einem Rudel von insgesamt 15 Katzen. Allesamt in einer Wohnung ohne Freigang gehalten. Von den anderen Katzen wurde Flitzer regelmäßig gemobbt und verprügelt. Da er vor ihnen nicht davonlaufen konnte, blieb ihm nur, sich unter Schränken oder hinter dem Sofa zu verstecken. Seine Angst war so groß, dass er sich nicht einmal heraus traute, wenn es Futter gab. Er war immer der letzte am Napf, wenn alle anderen schon weg waren, und hatte sicherlich mehr als einmal das Nachsehen.

Flitzer versteckt sich.
„Solange ihr so böse zu mir seid, bleibe ich hier in der Ecke!“

Da einige der anderen Katzen nicht kastriert waren, blieb das Unvermeidliche natürlich auch nicht aus: zwei Mutterkatzen bekamen Nachwuchs. Die Enge unter den Katzen wurde größer. Zudem kam noch die schwierige hygienische Situation und dass keine der Katzen tierärztlich versorgt wurde. Dies blieb nach außen nicht verborgen, und so wurde der Besitzerin dieser vielen Tiere die Wohnung gekündigt. Daraufhin tat die Dame endlich einen vernünftigen Schritt und meldete sich bei SAMT, wo sie um Hilfe bat. Sie konnte überzeugt werden, einen großen Teil der Katzen abzugeben und die verbliebenen kastrieren zu lassen. Einer von denen, die in ein neues Leben starten konnten, war Flitzer. Nur ahnte er zu diesem Zeitpunkt noch nichts davon. Er wollte sich partout nicht einfangen lassen, machte seinem Namen alle Ehre und flitzte in Panik davon. Es wurde vereinbart, dass Flitzer in aller Ruhe von seiner Besitzerin eingefangen und zur Pflegestelle gebracht wird. Das geschah kurz darauf. Aber auch hier bewies die Tierhalterin wenig Feingefühl für ihren Schützling: Um den Uringeruch im Fell zu kaschieren, hatte sie den armen Kleinen Kerl mit Parfum eingesprüht. Absolut gedankenlos! Mit ihm zusammen brachte sie Karla, Flitzers Halbschwester. Dass beide sich mögen und zusammenbleiben müssen, bemerkte die Frau noch an, bevor sie ging.

Auf der Pflegestelle kamen beide in ein eigens für sie vorbereitetes Katzenzimmer. Flitzer verschwand natürlich im gleichen Augenblick unterm Schrank, nur noch die kleinen Öhrchen waren zu sehen. Die zwei sollten erstmal in aller Ruhe ankommen und sich eingewöhnen. So war der Plan. Doch mitten in der ersten Nacht waren furchtbare Schreie und Gefauche aus dem Katzenzimmer zu hören und weckten die neuen Pflegeeltern. Karla war dabei, den kleinen Flitzer zu verprügeln, und dieser konnte ihr mit seinem schmächtigen Körper nicht viel entgegensetzen. Von Geschwisterliebe keine Spur! So fingen die Pflegeeltern mitten in der Nacht an, ein zweites Katzenzimmer einzurichten und beide zu trennen. Doch um Flitzers Vertrauen zu gewinnen, war noch viel – sehr viel Geduld gefragt. In seiner ersten Woche traute er sich kaum unterm Schrank hervor. Vor lauter Angst, pinkelte er überall hin. Die Katzenmutti ließ sich nicht beirren. Jeden Tag setzte sie sich zu ihm ins Zimmer und sprach mit ruhiger Stimme zu ihm. Und siehe da, die Geduld hatte sich gelohnt und Flitzer begann die Katzentoilette zu benutzen. Er entspannte sich mehr und mehr von Tag zu Tag, begann zu spielen und kam sogar von selber, um sich Streicheleinheiten zu holen. Ganz langsam dämmerte ihm, dass er nun nichts mehr zu fürchten hatte. Neben ganz viel liebevoller Fürsorge gab es endlich auch genug zu Essen und sein schmales Bäuchlein wurde allmählich dicker. Flitzer hatte sein altes Leben längst hinter sich gelassen.

Flitzer ist sichtlich gesünder.
„Was hältst du davon, mir den Bauch zu kraulen?“

Doch was sich hier schon fast nach einem Happy End anhört, ist noch längst nicht zu Ende erzählt. Jeder wird zustimmen, dass unser lieber Flitzer mit seiner traurigen Geschichte nur das allerbeste Zuhause bekommen sollte. Und so kam es dann auch. Er wurde von einem sehr netten Paar adoptiert, dass ihn mit allem verwöhnt, was sich eine Katze nur wünschen kann. Flitzer heißt jetzt Monty, hat sogar einen Katerkumpel, mit dem er sich blendend versteht und, das Beste, er hat jetzt ein neues, glückliches Leben.

Happy End!
„Hey du, spielst du mit uns Verstecken?“

Ein Kommentar


  1. Hallo kleiner Kater, deine ehemaligen Pflegeeltern denken noch viel an Dich und wir freuen uns sehr das Du so ein schönes Zuhause
    gefunden hast.

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